Dokumentierte Forschungslücken
Mit dem systematischen Literaturreview konnten die folgenden Forschungslücken dokumentiert werden:
- Die Zweckbasierung von Nonprofit und öffentlichen Organisationen wird in der Managementliteratur kaum beachtet.
- Es konnte keine Publikation gefunden werden, die den Zweck von Nonprofit und öffentlichen Organisationen als Einschränkung bei der Positionierung im Rahmen des Strategischen Managements thematisiert.
- Die verbreitesten Lehrmittel für Management in Nonprofit oder öffentlichen Organisationen im englischen und deutschen Sprachraum verwenden das für Forprofit Organsiationen entwickelte Modell des strategischen Managements.
Somit hat sich der in der Praxis beobachtete Mangel und der Bedarf für ein Modell des «Strategischen Managements von zweckbasierten Organisationen» auf Basis der Literatur bestätigt.
Aber auch bezüglich der themenspezifischen Aspekte im Rahmen des strategischen Managements gibt es grosse Forschungslücken:
- Es gibt viele neue Entwicklungen in der Organisations- und Managementlehre: Leanproduktion, selbstorganisierte Teams, Creating shared values, Wissens- und Innovationsmanagement, Veränderungsbereitschaft und Veränderungsfähigkeit einer Organisation usw. Am ehesten findet man eine Verbindung der neuen Themen der Organisations- und Managementlehre zum Strategischen Management, wenn es um den Zweck der Organisation und dessen Ausstrahlung auf die Mitarbeitermotivation geht.
- Hinsichtlich der vielen und grossen gesellschaftlichen Herausforderungen (demografischer Wandel, Migration und Integration, Wegfallen des Mittelstandes, Ressourcenknappheit und Umweltverschmutzung usw.) muss festgestellt werden, dass in den gefundenen Publikationen keines dieser Themas systematisch mit dem strategischen Management verknüpft wird, dabei wären gerade zweckbasierte Organisationen mit ihrem gesellschaftsgestaltenden Auftrag verpflichtet, ihre Aktivitäten auch auf die gesellschaftlichen Herausforderungen zu überprüfen.
- Einzig der digitale Wandel wird umfassend von der wissenschaftlichen Literatur aufgegriffen.
Forschungslücken: digitaler Wandel
In der wissenschaftlichen Literatur findet man vor allem zwei Ansätze, wenn es um zweckbasierte Organisationen und den digitalen Wandel geht. Der eine ist „e-Government“, welcher insbesondere die Digitalisierung von analogen Geschäftsprozessen in öffentlichen Organisationen untersucht, der andere ist der Ansatz der „Smart-Cities“, welcher insbesondere digital verknüpfte Lösungen (Energieversorgung, Verkehr usw.) von Städten resp. Regionen (nicht im Sinne von Verwaltungseinheiten) untersucht. Bei beiden Ansätzen gibt es eine grosse Anzahl Publikationen, welche einerseits konzeptionelle, andererseits aber auch praktische Fragen behandeln.
Allerdings ist der Ansatz des eGovernments aus meiner Sicht zu eindimensional: Er behandelt nur den Aspekt, bestehende Prozesse digital abzubilden und lässt sämtliche weiteren Herausforderungen einer Digitalisierung wie Bürgerbeteiligung, Governance usw. ausser acht. Deshalb ist er für das vorliegende Forschungsprojekt nur wenig geeignet. Da beim Ansatz der Smart Cities nicht die Verwaltungseinheit, sondern der Lebensraum Stadt insgesamt betrachtet wird, ist auch dieser Forschungsstrang für die vorliegende Arbeit wenig hilfreich.
Interessant und als Grundlage hilfreich scheint der Ansatz von smart Government von Garcia et al. zu sein. Die Autoren bezeichnen eine Verwaltung als „smart“, wenn diese in Bezug auf den digitalen Wandel und der Umsetzung entsprechender Lösungen 14 Dimensionen berücksichtigt. Dieser Ansatz greift bewusst auch das Thema Innovation auf. Deshalb ist er ein sehr guter Ausgangspunkt für Reflektionen im Zusammenhang mit einem Strategischen Management. Allerdings dürften 14 Dimensionen in der Praxis nicht handelbar sein, so dass eine Reduktion erfolgen muss, die schlussendlich in einen digitalen Maturitätscheck für zweckbasierte Organisationen münden soll.